Hortiplus
Projekt „Sagezu“- Samengemeinschaftszucht
Anfrage zum Mitmachen
Sehr geehrte Damen und Herren
Das interessiert Ihre Leserinnen, Leser und Mitglieder
Stadtgmüesle oder „Urban gardening“ ist im Trend. Gemeinschafts- und Integrationsgärten sowie Quartierbeete sind weit verbreitet. Die Selbstversorgung mit frischen Lebensmitteln und die Verfügbarkeit von geeignetem Saatgut, beides schon immer von existentieller und politischer Bedeutung, ist für diese Anbauinitiativen von besonderer Wichtigkeit.
„Sagezu“ ist ein neues Konzept zur Etablierung einer souveränen Samengemeinschaftszucht von Gemüse und bringt bewährte, traditionelle Nutzpflanzen langfristig und dauerhaft zurück in die Gärten und in die Kompetenz der Beteiligten. Samengemeinschaftszucht bietet ideale Voraussetzungen, die Sortenvielfalt bei Nutzpflanzen zu verbreiten und dank einer liebevollen, eigenständigen und kontinuierlichen Züchtung ändernden Klimabedingungen und aktuellen Bedürfnissen nachzuführen. Eigenverantwortliches Handeln wird gefördert, soziale Integration gestärkt, kulturelles Erbe und biologische Vielfalt in die Gesellschaft tragfähig verwoben.
Eine positive Beurteilung und die feste Zusage zur Unterstützung des Projektes ist vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) bereits gegeben.
Gesucht sind jetzt Gartengemeinschaften, solidarischen Kooperativen und Püntenvereine, Gruppen der aktuellen urbanen Gartenbewegungen, mit Freude, die Sorten langfristig eigenständig zu erhalten.
Für Ihre Leserinnen, Leser und Mitglieder ist Sagezu – Samengemeinschaftszucht sicher ein attraktives, spannendes Thema, passend zu aktuellen Interessensgebieten wie urbanes Gärtnern, gesunde Ernährung und Selbstversorgung mit geschmackvollem Gemüse ebenso wie Saatgutunabhängigkeit, Gentechnologie, neue Züchtungsmethoden, Ernährungssouveränität, Biodiversität und nachhaltige Landwirtschaft.
Können Sie sich einen Artikel in Ihrer Zeitschrift vorstellen? Ihre Unterstützung bei der Bekanntmachung und Verbreitung von Sagezu - Samengemeinschaftszucht ist ausschlaggebend.
Mehr zum Thema, dessen lokaler sowie globaler Relevanz und unserem Engagement erfahren Sie in der angefügten Pressemappe (abrufbar auch unter www.hortiplus.ch). Diese ist gegliedert in: Slogan, Headline, Zusammenfassung, Aufruf, Ziele, Freiraumplanung, „Sagezu“ – Samengemeinschaftszucht, Kontext, Kurzinfo, Infotext, Kasten, LeserInnenbriefe, Bilder.
Für kompetente Auskünfte, weiterführende Texte, Bilder, wissenschaftliche Grundlagen und Diskussionen stehen wir gerne zur Verfügung. Über ein persönliches Treffen würden wir uns freuen.
Nehmen Sie Kontakt mit uns auf.
Besten Dank für Ihre Hilfe.
Mit sonnigen Grüssen
Robert Zollinger
Pressemappe
Slogan
«Sagezu» - Samengemeinschaftszucht in urbanen Gärten
Headline
„Sagezu“ - Samengemeinschaftszucht - bedeutet Sortenvielfalt und Saatgutsouveränität
„Sagezu“ - Samengemeinschaftszucht - ist Selbstversorgung, vom Samen bis auf den Teller
„Sagezu“ - Samengemeinschaftszucht - züchtet Pflanzen für die Bedürfnisse von heute und die Anforderungen von morgen
Zusammenfassung
Urbane Freiräume und pré-urbane Flächen werden von den BewohnerInnen vermehrt als Gemüsegärten genutzt. Dieser Nutzpflanzenanbau auf urbanen Freiräumen wird vorwiegend zur Eigenversorgung und kleinstflächig betrieben. Die Struktur und Langfristigkeit vieler Garten- und Anbauinitiativen eröffnet die Möglichkeit, Samen gemeinschaftlich zu züchten. Mit der Samengemeinschaftszucht werden traditionelle Sorten züchterisch aufgewertet und in einer vielfältigen, innovativen und nachhaltigen Nutzung verankert. Samengemeinschaftszucht ist damit ein tragendes on-farm Züchtungsmodell für offenabblühende Gemüsesorten. Die Beteiligten werden in den Zuchtprozess integriert, die Saatgutsouveränität sowie Ernährungssicherheit gesteigert und die Sorten an spezifische regionale, kulturelle oder nutzungs- und ernährungsrelevante Bedürfnisse angepasst. Diese Adaption gewinnt sowohl in Bezug auf die gesellschaftliche Identifikation mit der Sorte als auch auf Klimawandel, Regionalklima und Agglowärmeinseln besondere Bedeutung. Resultat sind fitte Sorten, speziell geeignet für urbane Anbaustrukturen und städtische Esskultur.
Kurzinfo
Sagezu - Mach mit
Gesucht werden Gartengemeinschaften, Integrationsgärten und Kleingartenvereine, Aktive der aktuellen Gartenbewegungen, die interessiert sind, Gemüsesorten nachhaltig sowie eigenständig zu erhalten und davon Samen zu ernten.
Stadtgmüesle und Gartengemeinschaften liegen im Trend
Viele, junge Leute, Familien mit Kindern, engagierte 50Plus, sind in Gemeinschafts- und Integrationsgärten oder Quartierbeeten aktiv. Motivation und Ansporn ist die Realisierung von ökologisch, sozial und ökonomisch gesamtheitlichen Lösungen. Sie übernehmen für das eigene Handeln Verantwortung, vom Saatgut bis auf den Teller.
Alternative zu Saatgutproblematik, Sortenerosion und Monopolisierung
Das weitgehende Fehlen einer urbanen Samenvermehrung oder gar einer Entwicklungszucht in den verschiedenen Gartenprojekten zeigt, wie viel von dem einstigen Wissen um die Saatzucht und Samengewinnung verloren gegangen ist. Die eigene, selbständige Saatgutgewinnung ist eine Möglichkeit, der Monopolisierung und Sortenerosion im Saatgutmarkt aktiv zu begegnen.
Samengemeinschaftszucht «Sagezu» ist völlig neu
Nicht mehr im Handel erhältliche traditionelle Gemüsesorten werden für den Subsistenzanbau und Nischenmarkt dauerhaft in Wert gesetzt, die Relevanz deren Erhaltung und Nutzung bewusstgemacht und erklärt. Entwicklungszucht, Saatgutproduktion und Nutzung von regional angepassten Sorten ist als Samengemeinschaftszucht vielfältig, innovativ und beständig realisiert.
Sinnenfreuden: Gemüse aus der Hochkultur der Kloster- und Bauerngärten
Mit der Wiederbelebung der Nutzgartentradition und einem nicht nur mit dem Auge, sondern auch mit Nase und Gaumen urteilenden Qualitätsbewusstsein gewinnen geschmackvolle Gemüsesorten neue Bedeutung. Aus der Tradition der Kloster- und Bauerngärten stammend, wurden viele dieser Sorten von Generation zu Generation gepflegt und weitervererbt. Mit dem wachsenden Bewusstsein für regionalen und saisongerechten Anbau, biologischen, frischen Lebensmitteln mit viel Geschmack wächst das Interesse an solchen bewährten Gemüsesorten.
Aufruf
„Sagezu“ - Zusagen und Mittmachen
Samengemeinschaftszucht bietet ideale Voraussetzungen, traditionelle Sorten in gemeinschaftlicher Kooperation züchterisch aufzuwerten und sie in einer vielfältigen, innovativen und nachhaltigen Nutzung zu verankern. Der Wertekanon vieler Garteninitiativen umfasst gesamtheitliches, umweltbewusstes Handeln und passt zum Vorgehen souverän-gekonnter, handwerklich-gärtnerischer Gemüsekultur.
Samengemeinschaftszucht ist damit eine effiziente on-farm Züchtungsmethode für traditionelle Gemüsesorten. Die Beteiligten werden in den Zuchtprozess integriert. Samengemeinschaftszucht schafft die Möglichkeit, Sorten an spezifische regionale, kulturelle oder nutzungs- und ernährungsrelevante Bedürfnisse anzupassen. Somit können die positiven Grundeigenschaften bewährter Sorten beibehalten, diese aber trotzdem heutigen sozialen Bedürfnissen und Umweltbedingungen gerecht werden. Diese Adaption gewinnt in Bezug auf kulturelle Identifikation, Klimawandel, städtisches Regionalklima und Agglowärmeinseln besondere Bedeutung. Resultat sind fitte Sorten, speziell geeignet für urbane Anbaustrukturen.
„Sagezu“ - Samengemeinschaftszucht
Gesucht
Aktive urbane Gartengemeinschaften, Integrationsprojekte, solidarische Kooperativen und Püntenvereine für eine Samengemeinschaftszucht.
„Sagezu“ - Zusagen und Mitmachen. Meldet Euch.
Ziele
Förderung von Volksgesundheit, sozialer Integration, Arbeitsplätzen und in direktem Bezug zur Tätigkeit stehenden Naturerfahrungen für Kinder und Jugendliche.
Mit der Samengemeinschaftszucht von Gemüse in pflanzenbaulich angeeigneten Freiräumen wird für BewohnerInnen die Möglichkeit einer Beteiligung geschaffen, um die Lebensgrundlagen und das Umfeld selber aktiv zu gestalten. Der gesellschaftliche Gebrauchswert, die Nutzung und Nutzbarkeit von urbanen Gärten wird nachhaltig gestärkt und gefestigt. Samengemeinschaftszucht fördert die durch gemeinsame Interessen und kooperative Verantwortung wachsende Werteintegration.
Durch die Etablierung souveräner Saatgutsysteme gewinnen Gärtnerinnen und Gärtner die Möglichkeit, selber über das Saatgut ihrer Nutzpflanzen zu bestimmen. Mit der Ausweitung der Gemeinschaftszucht-Community auf Konsumentinnen und Konsumenten erhalten auch diese Einfluss auf die Ernährungssouveränität. Die Sorten werden Allgemeingut. Die Zucht und Vermehrung von Saatgut gelangt in den eigenen Bestimmungsbereich. Die Übernahme von Verantwortung für die angepflanzten Sorten ist die konsequente Fortsetzung einer weitreichenden Aneignung urbaner Freiräume durch Pflanzenproduktion.
Mit der Rezeption pflanzengenetischen Ressourcen und Sorten aus Genbanken gelangen bewährte, traditionelle Gemüsesorten zurück in die Gärten und in die Kompetenz der Beteiligten. Damit wird kulturelles Erbe und biologische Vielfalt in der Gesellschaft tragfähig verankert und in Wert gesetzt.
Dank dem Einbezug der sozialen Medien können in der Gemeinschaftszucht neue Vorgehensweisen bei der Bestimmung von Zuchtzielen und Sorteneigenschaften realisiert werden. Alle geben Inputs und helfen mit, das Zuchtziel zu formulieren. Viele können sich mit der Regionalsorte identifizieren und tragen zu deren Verwendung bei. Es ist denkbar, dass die aktive Zuchtgemeinschaft ganze Regionen umfasst.
Mit der Entwicklungszüchtung besteht ein Modell, mit dem über kontinuierliche Zucht eine Sorte stetig adaptiert und den erwünschten Zuchtzielen nachgeführt wird.
Freiraumplanung
Während in der Vergangenheit für die Freiraumplanung den grossen Städten eine Pionierrolle zukam, gewinnen insbesondere Projekte auf der Ebene der Quartiere und deren Umfeld auch in kleinen und mittelgrossen Städten an Bedeutung. Die Segregation zwischen Agglomeration und Agrarkultur wird fliessend. Das ist eine Herausforderung, zu deren Bewältigung Städte und Agglomerationsgemeinden ein lösungsorientiertes Instrumentarium benötigen. Das bedeutet Konzepte und Beratung zur nachhaltigen und erneuerbaren Stärkung und Festigung des gesellschaftlichen Gebrauchswertes von Freiräumen.
Für die Freiraumplanung wichtig sind aber auch handfeste, einleuchtende und gut kommunizierbare Projekte. Die Unterstützung der Selbstversorgung mit frischen, reinen Lebensmittel aus dem eigenen Garten, biologisch gezogen, gentechfrei ohne jede Toleranzgrenze gewinnt stark an Bedeutung und ist ein wichtiger Pfeiler einer soziokulturellen und sozialraumorientierten Agglomerations- und Stadtentwicklung.
„Sagezu“ - Samengemeinschaftszucht
Den Bedürfnissen einer breiten und vielschichtigen Bevölkerung entsprechend, bekommen souveräne Saatgutsysteme in pflanzenbaulich genutzten Freiräumen zunehmend Bedeutung.
Samengemeinschaftszucht bietet ideale Voraussetzungen, traditionelle Sorten in gemeinschaftlicher Kooperation züchterisch aufzuwerten und sie in einer vielfältigen, innovativen und nachhaltigen Nutzung zu verankern.
Samengemeinschaftszucht ist eine effiziente on-farm Züchtungsmethode für traditionelle Gemüsesorten. Die Beteiligten werden in den Zuchtprozess integriert. Samengemeinschaftszucht schafft die Möglichkeit, Sorten an spezifische regionale, kulturelle oder nutzungs- und ernährungsrelevante Bedürfnisse anzupassen. Diese Adaption gewinnt in Bezug auf kulturelle Identifikation, Klimawandel, städtisches Regionalklima und Agglowärmeinseln besondere Bedeutung. Resultat sind fitte Sorten, speziell geeignet für urbane Anbaustrukturen.
Kontext
Der Nutzpflanzenanbau auf urbanen Freiräumen wird vorwiegend zur Eigenversorgung und, auch bei professioneller Produktion, kleinstrukturiert betrieben. Die Kultur von Gemüse ist dabei vorherrschend.
Wie in allen Bereichen der Pflanzenproduktion ist auch für den Pflanzenbau im Siedlungsraum das Saatgut die Grundlage von Pflanzenproduktion und Ernährung. Die Herkunft der Samen und deren Versorgungssicherheit ist von zentraler Bedeutung.
Für die Etablierung souveräner Saatgutsysteme in nicht traditionell bäuerlichen Anbaustrukturen kann kaum auf erprobtes Züchter- und Samenbauwissen zurückgegriffen werden. Ebenso spärlich sind vererbte oder sonst wie weitergegebene Sorten verfügbar. Die Sorten müssen daher weitgehend neu empfangen werden. Für die kleinräumige Produktion im urbanen Raum mitteleuropäischer Städte geeignete und verfügbare Sorten sind in Genbanken zu finden.
Über die züchterische Bearbeitung wird eine Sorte an die formulierten Zuchtziele angepasst. Spezifische Bedürfnisse, Vorlieben, Örtlichkeiten und Verwendungen prägen das erwünschte Sortenbild. Dabei ist die Sorte nicht statisch definiert, sondern kann sich, in Prozess befindend, organisch fliessend den ändernden Anforderungen, Bedürfnissen und Gewohnheiten anpassen. Es besteht die Möglichkeit, den an der Gestaltung einer Sorte beteiligten, gärtnerisch tätigen Kreis auf Konsumentinnen und Konsumenten auszudehnen, die nicht in der Pflanzenproduktion handelnd sind.
Infotext: Urbane Gärten, üppige Gemüse und köstliche Sinnenfreuden
Urbane Freiräume werden von den BewohnerInnen zunehmend als Gemüsegärten genutzt. Solches Handeln ist aktuell und zeitgemäss. Viele Menschen haben Lust, sich liebe- und respektvoll mit ihren Lebensmitteln auseinanderzusetzen. Das ist eine Dynamik, die auf tätige Gestaltung der eigenen Lebensbedingungen und des Wohnumfelds gerichtet ist.
Transparenz und Nachhaltigkeit in der Nahrungsmittelversorgung fordernd, frische, gesunde Lebensmittel mit viel Geschmack verlangend, initiieren Aktive einen eigenen Nutzpflanzenbau. Kreativ beginnen sie die Lebensmittelproduktion in der Stadt zu organisieren, Freiräume dafür anzueignen und zu nutzen. Die urbanen Gemüsegärten unterstützend kommt hinzu, dass in der Bevölkerung ein breiter Konsens zur nachhaltigen Landwirtschaft und gesunden Lebensmittelproduktion besteht. Die Wichtigkeit der Biodiversität und Erhaltung der Sortenvielfalt ist anerkannt. Gartengemeinschaften, solidarische Kooperativen und Urbane Landwirtschaft sind denn auch positiv wahrgenommene Mobilmacher. Motivation und Ansporn ist die Realisierung von ökologisch, sozial und ökonomisch gesamtheitlichen Lösungen.
Frische, reine Lebensmittel aus dem eigenen Garten. Biologisch gezogen. Gentechfrei ohne jede Toleranzgrenze. Küche des ‚bon goût’. Diese Werte zählen bei passionierten Gärtnern und Gärtnerinnen, bei Spitzenköchen und immer mehr auch bei den jungen Familien, die im urbanen Freiraum Gemüse kultivieren. Qualität wird umfassend beurteilt. Geschmackvolle Gemüse, würzende Kräuter und wohlriechende Blumen sind gefragt. Wer so gärtnert, bevorzugt Sorten mit spezifischen Eigenschaften. Gefordert sind im urbanen Garten, für die Selbstversorgung und im Bio-Landbau robuste Sorten mit hochstehenden inneren und äusseren Eigenschaften, die wenig krankheitsanfällig sind, keine umweltschädigende Pflegemassnahmen erfordern und gleichmässige, gesicherte Erträge liefern.
Entsprechend den Bedürfnissen einer breiten und vielschichtigen Bevölkerung ist die Bedeutsamkeit solch ideenreichen Garteninitiativen gross und weiterhin stark steigend. Urbane Gärten als aktuelle Freiraumnutzung werden sich weiterverbreiten.
Das Interesse und Engagement der «Solidarischen Landwirtschaft» und «Gemeinschaftsgärten» hört nicht bei gesundem Essen und Gourmet-Kost auf. Das wäre viel zu wenig umfassend. Bei einem gesamtheitlichen Ansatz im Anbau von Nutzpflanzen sind Zuchtmethoden und Saatgut als Basis der Pflanzenproduktion absolut aktuelle Themen. Und das zu recht. In der Selbstversorgerwirtschaft und ähnlichen Kulturstrukturen war und ist erfolgreich, wer nachhaltig, dank der Nutzung naturbürtiger Ressourcen, reichlich und vielfältig erntet und den Lebensmittelbedarf möglichst ganzjährig deckt. Traditionelle Gemüsesorten vereinigen diese spezifischen Eigenschaften. Die Kulturbedingungen, unter denen solche Akzessionen entstanden, sind für das Sortenbild, neben anderen Parametern, prägend. Sollen diese anbauspezifischen Merkmale weiter erhalten werden, ist die betreffende Anbaumethode auch bei der Zucht und Selektion anzuwenden.
Infotext: Saatgutproblematik, Sortenerosion und Monopolisierung
„Control oil and you control nations; control food and you control the people." Das bekannte Zitat, 1970 von Henry Kissinger (US-Aussenminister), hat nichts an Wahrheit, Aktualität und Brisanz verloren. Die Strategie der marktbeherrschenden Saatgut-Multis ist auf globalen Handel und grosse Umsätze pro Sorte ausgerichtet.
Bereits 1981 hat Pat Mooney in seinem Buch „Saat-Multis und Welthunger. Wie die Konzerne die Nahrungsschätze der Welt plündern“ auf die weltweite Saatgutproblematik aufmerksam gemacht. Seither ist die Monopolisierung massiv fortgeschritten. Heute wird der Saatgutbereich von multinationalen Konzernen mit Hybridsorten und patentiertem Saatgut dominiert. Von diesen Pflanzen kann und darf kein eigenes Saatgut mehr nachgezogen werden. Wer solche Sorten sät, muss die Samen jährlich neu zukaufen. Die Folgen sind bekannt. In der europäischen Landwirtschaft werden immer weniger Pflanzenarten angebaut. F1-Hybriden dominieren den Markt. 98% des in der Schweiz verwendeten Gemüsesaatgutes wird importiert. Die Artenvielfalt und Sortenauswahl bei Nutzpflanzen ist geschrumpft. Sowohl global als auch in der Schweiz verschwinden bewährte, traditionelle Charaktersorten. Sie fallen technischen Normen zum Opfer, weil sie weder über tausende von Kilometern transportfähig sind, noch in die mechanisierte und unterkühlte Welt der Verarbeitungsindustrie und Grossverteiler passen. Bis anhin von kleinen Saatguthändlern für die lokale Stammkundschaft gepflegte, an die örtlichen Gegebenheiten angepasste Regionalsorten verlieren innerhalb multinationaler Konzerne an Bedeutung. Sie werden züchterisch vernachlässigt, die Samenvermehrung wird unterlassen und die Sorten verschwinden aus dem Sortiment. Sie werden durch Hochleistungssorten abgelöst.
Weltweit gehandelt, sollen diese Qualitäten in sich vereinen, die nicht zusammenzubringen sind. Zur Ausschöpfung des Ertragspotentiales müssen deswegen natürliche Gegebenheiten wie Klima und Boden nivelliert und sortenspezifisch optimiert werden. Das erfordert den Einsatz energie- und geldintensiver Hilfsmittel und Technologien wie Dünger, Bewässerung, Pflanzenschutz, Anbau unter Plastik.
Folge dieser Entwicklung ist, dass viele traditionelle Sorten verloren sind oder nur noch in Samenbanken für die Nachwelt aufbewahrt werden.
Die Diskussion um Saatgutproblematik, Sortenerosion und Züchtungsmethoden mündet beim praktischen Gärtnern in die konkrete Frage, wo geeignetes Saatgut noch erhältlich ist. Biologische Saatzüchter und Samengärtnereien bieten zum Glück eine tragfähige, langfristig und nachhaltig angelegte Alternativen zum verarmten Einheitsangebot. Mit der Zusammenarbeit zwischen fachlich kompetenten Saatzuchtbetrieben und qualitätsbewussten Hausgärtnern und Pflanzenfreundinnen ist eine tragende Lösung zur Erhaltung und Verbreitung von Hausgartensorten gefunden.
Eine gemeinsame Saatzucht und Samenvermehrung innerhalb von starken Anbaukollektiven ist eine weitere Möglichkeit, der Monopolisierung und Sortenerosion aktiv zu begegnen. In urbanen Anbaumodellen wird ein selbständiger Samenbau oder weitergehend eine Entwicklungszucht noch kaum betrieben. Das ist erstaunlich, denn Strukturen und Langfristigkeit vieler Garten- und Anbauinitiativen bieten die Möglichkeit, Samen gemeinschaftlich zu züchten. Das weitgehende Fehlen einer Samenvermehrung oder gar einer Entwicklungszucht in den verschiedenen Gartenprojekten zeigt, wie viel von dem einstigen Wissen um die Saatzucht und Samengewinnung verloren gegangen ist.
Infotext: Wer unabhängig Pflanzen anbauen will, braucht eigenes Saatgut
Die Herkunft der Samen und die Verfügbarkeit geeigneter Sorten ist für jeden Nutzpflanzenbau von entscheidender Bedeutung. Der bewussten Saatgut- und Sortenwahl kommt daher herausragende Bedeutung zu. Sie kann über einen reichen Erntesegen oder Totalausfall entscheiden.
In den sozialen und kulturellen Strukturen bäuerlicher Gesellschaften war die Ernte, Aufbereitung und Wiederverwendung des eigenen Saatgutes fest verankert. Weltweit in schwindendem Umfang ist sie es heute noch. So verwenden 60 bis 90 Prozent der Kleinbauern in Afrika Saatgut von ihren eigenen Feldern. Traditionelle lokale Saatgutsysteme sind dort immer noch die Basis für Ernährungssicherheit und Agrobiodiversität. (Gronemeyer, Reimer 2014) Tendenz dramatisch sinkend.
Auch bei uns haben Generationen von Gärtnern und Kultivateurinnen immer wieder die besten Pflanzen auf ihren Beeten stehen lassen und von diesen die Samen geerntet. Sie züchteten und verbesserten, passten die Sorten ihren spezifischen Bedürfnissen an. Als wertvolles Erbe wurde das Saatgut und die spezifischen Anbauhinweise weitergegeben, oftmals in der weiblichen Linie von der Mutter an die Tochter. Die Lokal- und Regionalsorten entstammen den namengebenden Ortschaften oder Anbaugebieten. Sie wurden dort geschätzt, gepflegt und in traditionellen Gerichten zubereitet. Bewährte Lokalsorten sind optimal an die Gegebenheiten der Regionen mit ihren verschiedenen Boden- und Klimaverhältnissen, aber auch auf die Geschmäcker und Vorlieben der Bevölkerung abgestimmt. Alle diese Eigenschaften machen sie besonders brauchbar für die Selbstversorgung und den Bio-Anbau. Einleuchtend: Nur wer mit geeigneten Sorten gärtnert, nutzt deren Vorteile.
So entstand im Alpenraum ein reicher Schatz an herausragenden Sorten mit vielen gepriesenen Eigenschaften. Doch heute fehlen im urbanen Mitteleuropa Wissen, Strukturen und handwerkliche Praktiken für eine Sortenzucht weitgehend. Kleinbäuerliche Lebensweisen mit subsistenten Anbaumethoden und traditionellen, lokalen Saatgutsystemen sind mit der zunehmenden Industrialisierung und Verstädterung erloschen. Die Konsequenz ist alarmierend und kaum zu glauben: In der Schweiz werden fast keine Gemüsesorten mehr gezüchtet und nur noch 2% der Gemüsesamen sind aus hiesiger Vermehrung.
In der Züchtung wird entschieden, welche Eigenschaften die Sorten in sich vereinen. Werden bei einem Salat früh- und spätkopfende Individuen ausgelesen, resultiert eine Sorte mit einer gewissen Streubreite oder Variabilität. Von einer solchen Salatsorte können während zwei bis drei Wochen immer wieder frische Köpfe vom selben Beet geerntet werden. Das heisst für die Selbstversorgung: Keine Salatschwemme, sondern täglich frisches Gemüse und kontinuierliche Versorgung.
Ganz anders die Erwartungen einer Gemüseproduktion für Grossverteiler. In rauen Mengen müssen hier alle Salatköpfe auf einem Feld am gleichen Tag geschnitten werden. Das ist nur mit Sorten möglich, die sehr uniform sind. Jeder Unterschied zwischen den einzelnen Pflanzen ist unerwünscht. Diese durch die verschiedenen Wirtschaftsweisen bedingten unterschiedlichen Anforderungen lassen sich nicht in einer Sorte kombinieren. Wer unabhängig Pflanzen anbauen will, braucht Saatgut aus eigener Selektion oder von einem Samenzüchter mit geeigneten Sorten.
Infotext: „Sagezu“ bringt Sorten zurück in die Kompetenz der Beteiligten
Die Etablierung souveräner Saatgutsysteme für die städtische Selbstversorgung mit Gemüse und deren Einbettung in die soziokulturellen Strukturen urbaner Gesellschaften ist für die Schweiz als auch für die säkularisierten, reichen europäischen Städte neu.
Eine Akzession kann von einzelnen Gärtnerinnen, Liebhabern oder Idealisten genutzt und sogar züchterisch bearbeitet werden. Ein kontinuierliches System im Sinne einer nachhaltigen Samengemeinschaftszucht sind solche, von Einzelpersonen abhängige, Initiativen trotz viel Engagement nicht. Fällt die Alpha-Person aus und fehlt die Nachfolge, erlischt der Anbau. Soll eine Samengemeinschaftszucht langfristig selbsttragend sein, braucht es eine kritische Masse. Diese ist gegeben, wenn eine Sorte aufgrund ihrer Eigenschaften genügend Anhänger findet, die sich trotz Alternativen bewusst für sie entscheiden. Gartengemeinschaften können gross und beständig genug sein, um das langfristige Dasein einer Sorte zu garantieren. Die Nutzungsstabilität wird durch die Ausweitung von Anbau und Absatz gesteigert. Mehr KonsumentInnen können durch eine solidarische oder kommerzielle Nutzung miteinbezogen werden.
Einen grossen Einfluss auf die kontinuierliche Nutzung einer Sorte hat auch ihre Verankerung bei den Produzentinnen und Konsumenten. Ist eine Sorte Bestandteil der kulturellen Identität einer Bevölkerung, ist sie sozial sehr fundamental und beständig verankert. Die «eigene» Sorte schmeckt am besten. Ohne diese Sorte kann die lokale Spezialität nicht «richtig» zubereitet werden. Für das Original gibt es keinen Ersatz. Nachhaltige Nutzung heisst darum auch gesamtheitliche Wertschätzung. Das ist eine symbiotische Verbindung und Verbündung. Gestärkt wird diese enge Beziehung zu einer Sorte dann, wenn die Samen selber gezogen, die Pflanze über mehrere Jahre den spezifischen Bedürfnissen angepasst wird. Die Adaptierung und Weiterentwicklung einer Sorte über Auslese und weitere züchterische Massnahmen, wie sie in der Entwicklungszucht vorgenommen werden, ist darum ein wesentliches Element bei der Rezeption pflanzengenetischer Ressourcen.
Oft sind traditionelle Sorten nur noch in Samenbanken, wie der Nationalen Genbank Changins, für die Nachwelt aufbewahrt. Diese Sorten haben Potential, entsprechen aber manchmal nicht mehr den heutigen Ansprüchen, Erwartungen und Bedürfnissen. Durch mangelnde Sorgfalt in der Züchtung und Saatgutvermehrung wurden die Sorten vernachlässigt oder verwahrlosten. Über die Auslese von Pflanzen mit bevorzugten Eigenschaften sowie anderen züchterischen Massnahmen wird der Anbauwert solcher Sorten gesteigert. Die Methode der Entwicklungszucht ist oft der ressourcenbewusste und erfolgversprechende Weg, dieses Ziel zu erreichen. Während dem organischen Wachsen und Weiterentwickeln einer Sorte können sich die Beteiligten mitgestaltend in den Prozess einbringen. Dabei ist ein breit verankertes Meinungsspektrum von Gärtnerinnen, Produzenten, Konsumentinnen und Köchen gefragt. Und das hat durchaus einen abenteuerlichen Aspekt. Das ist gelebte Samengemeinschaftszucht.
Kasten
„Sagezu“
Samengemeinschaftszucht, das Erhalten und weiterzüchten einer Sorte und deren Anpassung an die lokalen soziologischen, agronomischen und ökonomischen Gegebenheiten, fördert die durch gemeinsame Interessen und gemeinschaftliche Verantwortung wachsende Werteintegration. Sollen die Bedürfnisse und Wünsche der Menschen befriedigt, der soziale Gebrauchswert, die Nutzung und Nutzbarkeit von pflanzenbaulich angeeigneten Freiräumen nachhaltig ausgeschöpft und gefestigt werden, bietet die Samengemeinschaftszucht die Möglichkeit einer Beteiligung, um die Lebensgrundlagen und das Umfeld selber aktiv zu gestalten.
Entwicklungszucht
Das weitgehende Fehlen eines eigenen Samenbaus oder gar einer Entwicklungszucht in den verschiedenen urbanen Gartenprojekten zeigt, wie viel von dem einstigen Wissen um die Saatzucht und Samengewinnung verloren gegangen ist. „Sagezu“ schafft Abhilfe. Die Sorten werden regelmässig angebaut, die wertvollsten Pflanzen ausgelesen und weitervermehrt. So werden die Sorteneigenschaften vervollkommnet und eine eigenständige Saatgutvermehrung initiiert.
Gartenbeete als Erlebniswelten von Vielfalt und Köstlichkeit
Wer selber mit Liebe und Freude Pflanzen im Garten pflegt, will knackige, zarte Salate und reife, vollmundige Tomaten ernten. Die Blumen im Balkonkistchen sollen leuchten und duften. Im Supermarkt nicht erhältliche Qualitäten und Genüsse gedeihen im Pflanzbeet. Verschollene Kindheitserinnerungen werden Wirklichkeit.
Saatgutproblematik: Multinationale Konzerne, Hybriden und Patente
Der Saatgutbereich wird von multinationalen Konzernen dominiert. Das Sortenangebot für Landwirtschaft und Gartenbau besteht bei vielen Arten nur noch aus Hybriden und patentierten Sorten. Von diesen Pflanzen kann und darf kein eigenes Saatgut mehr nachgezogen werden. Einheitliche, normierte Weltsorten verdrängen die Vielfalt bewährter traditioneller Gemüse. Charaktersorten sind eben nicht über tausende von Kilometern transportfähig, ebenso wenig passen sie in die technisierte und unterkühlte Welt der Verarbeitungsindustrie und Grossverteiler.
Sortenerosion, Monopole und Abhängigkeit
Kleinbäuerliche Lebensweisen mit subsistenten Anbaumethoden und traditionellen, lokalen Saatgutsystemen sind mit der zunehmenden Industrialisierung und Verstädterung erloschen. Die Konsequenz ist alarmierend und kaum zu glauben: In der Schweiz werden fast keine Gemüsesorten mehr gezüchtet und über 98 Prozent der Samen sind importiert.
LeserInnenbriefe
heieiei ist das spannend.
erst letzten donnerstag habe ich einem freund erzählt, dass ich das erste mal selber setzlinge ziehe mit den schülerinnen und schüler für den schulgarten. ich habe das vorher noch nie gemacht. stolz war ich und wir alle, dass wir jetzt unser eigenes gemüse von klein an heranziehen können (hoffentlich). bis ein kind fragte, woher denn die samen kommen, wenn wir sie nicht im laden kaufen wollen. also wirklich alles selber ziehen. ja da war ich dann etwas überfragt. ich weiss, dass man bohnen ausreifen lassen kann und dann wieder setzen tut. habe ich selber schon gemacht. aber kohlrabi oder broccoli. keine ahnung, wie da der samenstand aussieht.
das ist wissen, was wirklich total verschwunden ist in unseren kreisen.
sehr gerne würde ich diesen aspekt in den gemeinschaftsgarten und ins urbane gärtnern einfliessen lassen.
Fiona